
Das von der Jakob und Emma Windler-Stiftung unterstützte Pilotprojekt «Schiffli» hat seine Ziele grösstenteils erreicht. Was im Jahr 2019 als Idee startete, hat regional und überregional Konkretes bewirkt. Seit August 2025 nun finanziert die Stadt Schaffhausen die Zusatzkosten für die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Der Effort der Stadt ermöglicht die nahtlose Weiterbetreuung der betroffenen Kinder, da die private Finanzierung durch die Stiftung ausgelaufen ist. Die Beträge decken, zumindest teilweise, auch die zusätzlich nötigen Investitionskosten der besonderen Betreuung. Diese Initiative entlastet nicht nur betroffene Familien, sondern langfristig auch die Schulen, das Sozialwesen und die öffentliche Hand.
Die Schweiz hat die UNO-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) bereits 2014 in Kraft gesetzt. Ihre Umsetzung auf kantonaler Ebene blieb jedoch vielerorts zögerlich – auch im Kanton Schaffhausen. Umso bemerkenswerter ist, dass die Stadt Schaffhausen nun eigenständig vorangeht und einen Prozess geschaffen hat, der als Vorbild dienen kann. In enger Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD) wurde ein standardisiertes Verfahren etabliert, das die Zusatzkosten für Kinder mit besonderen Bedürfnissen objektiv ermittelt. Eltern werden transparent informiert und Ihre Zustimmung für den weiteren Prozess wird abgeholt. Damit entsteht ein gerechtes, nachvollziehbares System, das einfache wie komplexe Fälle abdeckt und eine nachhaltige Finanzierung sicherstellt.
Der neue Prozess überführt die Finanzierung der besonderen Betreuung in ein städtisches Regelsystem. Bislang mussten sich Eltern, Kitas und Behörden in jedem einzelnen Fall individuell um eine private Finanzierung bemühen. Meist endeten engagierte und aufwändige Bemühungen seitens aller Betroffener trotz bestem Willen in der Sackgasse. Was oft übersehen wird: Bei komplexen Fällen sind oft neben den Eltern und der Kita auch die Sozialarbeit, Spitäler und Kinderärztinnen, die Kinderspitex, Heilpädagogen oder auch Personen aus der Familienbegleitung involviert. Erst das von der Jakob und Emma Windler-Stiftung finanzierte Pilotprojekts «Schiffli» hat gezeigt, wie frühe Inklusion erfolgreich umgesetzt werden kann. Durch gezielte Förderung, enge Kooperation und niederschwellige Unterstützung wurde ein ganzheitliches System geschaffen, das Kind, Familie und Umfeld gleichermassen stärkt.
Das Spielhuus hat schon seit Beginn grundsätzlich alle Kinder vorurteilsfrei aufgenommen - unabhängig vom Betreuungsaufwand. Über die Jahre haben die Anzahl sehr junger Kinder mit dem Erfordernis besonderer Betreuung sowie die Komplexität der Fälle kontinuierlich zugenommen. Immer wieder gelangten Anfragen ans Spielhuus für die Betreuung von Kindern mit körperlichen Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen. Diese Kinder und meist auch ihre Familien benötigen vorübergehend oder konstant viel mehr Betreuung als ihre gleichaltrigen «Gschpäänli».
Hier hat die Stadt neu angesetzt und sich per Verordnung zur Finanzierung der Zusatzaufwände verpflichtet. Mit der nun erfolgten Integration der Zusatzkosten in die städtische Regelfinanzierung setzt die Stadt Schaffhausen ein starkes Zeichen: Inklusion ist keine freiwillige Zusatzleistung, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Mit dem richtigen Rahmen und einer gezielten Förderung haben diese Kinder eine verbesserte Chance, in einem positiven Umfeld zu gut integrierten und stark vernetzten Persönlichkeiten heranzuwachsen und im begleiteten Raum Freundschaften fürs Leben zu knüpfen. Durch niederschwellige Begleitangebote und individuelle Förderangebote und ein bestehendes breites Netzwerk profitiert die ganze Familie.
Vor rund sechs Jahren schuf der Verein Spielhuus-Tagesstätten vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Projekt «Schiffli» gezielt diesen Raum für besondere Betreuung im weitesten Sinn. Zentrale Werte wie Teilhabe, Barrierefreiheit und Angebotsvielfalt sollten so auch in den Bereichen besondere Betreuung und frühe Förderung im Kanton Schaffhausen gelebt werden. Der geleistete Mehraufwand wurde den Kitas bisher nur in wenigen Fällen und nur für in der Stadt Schaffhausen wohnhafte Kinder abgegolten. Das Projekt «Schiffli» hingegen hatte zum Ziel, betroffenen Kindern aus dem ganzen Kanton Schaffhausen bis ins Kindergartenalter die Möglichkeit für besondere Betreuung zu bieten. Die ungedeckten Kosten in der Pilotphase des Projekts «Schiffli» übernahm grösstenteils die Jakob und Emma Windler-Stiftung. Die inhaltliche Begleitung erfolgte durch den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst des Kantons Schaffhausen. Für die Prüfung des Gesamtprojekts konnte die frühere Geschäftsleiterin des Branchenverbands Kibesuisse, Nadine Hoch, verpflichtet werden. Das Projekt mit Leuchtturmwirkung wurde auch von der Pro Infirmis Thurgau-Schaffhausen unterstützt.
Oberstes Ziel war und ist immer die Integration und bestenfalls die Inklusion, was bei Kindern in diesem jungen Alter gleichgestellt ist mit Mitmachen, dabei sein, Freunde haben, liebevoll betreut werden. Für das Kind selbst aber auch für alle Beteiligten entsteht so ein sinnvolles, bereicherndes Angebot, das die Familien unterstützt, aber auch Kindergarten und Schule rasch merklich entlastet.
Trotz wiederholter Zusicherung auf Kantonsebene wurde dieses Ziel bisher nicht erreicht. Dass die Stadt Schaffhausen nun innert kürzester Zeit überholt und ein gut funktionierendes Entlastungssystem aufgebaut hat, zeugt von überragender Initiative auf allen Ebenen. Und es zeigt eben auch: Wo ein Wille ist, ist ein Weg.
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